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Körper und Dinge
Körper und Dinge entstehen synchron aneinander. Es ist ein primärer Übergang, aus dem beide sich ausdifferenzieren. Dies ist das »Körper-Ding-Aprori«, mit einem entzogenen Ursprung, den man nur nachträglich hinzudenken kann (die »Urverdrängung« als »ursprüngliche Produktion«).
Die Körper-Ding-Differenzierung vermittelt sich über die Exkremente als Übergangsobjekt. (»fäkalisches Dingmodell« – PGS VIII, 138) Die Koprophagie-Sperre ermöglicht die Dingproduktion. Die Dinge sind »exkrementale Sublimate« (LPG, 175).
Einbildend von den Dingen her entsteht der verdinglichte Körper (Organismus, corps matière), der sich unterscheidet vom Leib (corps propre). Der Leib behauptet sich gegenüber dem Organismus als »Verdinglichungsüberhang« (PGS V, 157), er ist das, was man auch Seele oder Geist nennt.
Das Begehren des Körpers ist die Dingwerdung unter Beibehaltung der Lebendigkeit, »auf korporelle Fühlbarkeitsweise zugleich ganz totes Ding zu werden« (LPG, 49). Die Dinge verkörpern die Verheißung von »Autonomie/Autarkie/Absolutheit« (ebd.), die Unbedürftigkeit, das An-sich als Signatur des Toten. Dies auf lebendige Weise zu sein wäre das »An-und-für-sich-Sein« (Sartre), das Phantasma der »lebendigen Leiche« (LDK II, 57).
Die »lebendige Leiche« (das »An-und-für-sich-Sein«) ist das Wunschziel des Körpers, das Gottesphantasma, die Einheit von Körper und Ding, wobei das Ding als Todespräsenz missverstanden wird. Krankheit entsteht aus der Anmaßung dieser Körper-Ding-Fusion.
Sapientia epistularum. Korrespondenzen mit Werner Pohlmann und Olaf Knellesen; in: Lectiones Pathognosticae, 175
Körperphilosophische Propädeutik; in: Pathognostische Studien, 157
Hinführung zur Pathognostik für Psychoanalytiker der höheren Stände; in: Lectiones Pathognosticae, 49
Leib - Ding - Körper II. Pathognostische Psychosomatikkritik, 57
Ist der Todestrieb - insbesondere als ein für die psychoanalytische Praxis brauchbares Theorem - zu retten?; in: Pathognostische Studien VIII, 138
Notizen:
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Verweise
Die Urverdrängung ist die ursprüngliche (körperschaffende) Körperverwerfung, der Übergang vom »Ursadismus« (der mit dem »primären Masochismus« identisch ist) in den »ursprünglichen Sadismus«.
Das Exkrement ist das Proto-Objekt im Übergang vom Körper zu den Dingen. Es manifestiert die Differenz zum nutrimentalen Inzest als Veräußerung des toten Mutterkörpers.
Beim Gottesphantasma geht es um den Zusammenfall von Für-sich und An-sich in dem Sinne, dass das Für-sich (= Nichts, Subjekt) versucht, sich dem Ding, dem An-sich zu nähern, um das An-und-für-sich-Sein zu realisieren als "lebendige Leiche".
Krankheit ist das Anhaften der Dinge am Körper, Blockade der Dingausfällung, Re-Introjizierung der sich der Projektionsveräußerung verdankenden Dinge, Rückaneignung des dingkonstitutiven Opfers.
Das Gedächtnis hält einen Abstand zwischen Körper und Dingen im Sinne einer Vermittlung, es verhindert einen Zusammenfall von Körper und Dingen. Insofern sind Pathologien Gedächtnisdefekte.
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