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Perversion
Für die klassische Psychoanalyse ist die Perversion eine Regression auf eine frühe Libidofixierung, die frei von Verdrängung zu sein scheint (das unterscheidet sie von der Neurose). Kriterium für Perversionen ist die Fixierung an einen »Partialtrieb«, eine Triebentmischung. Eine solche Deutung setzt eine Norm »genitaler Reife« voraus.
Die Pathognostik bezieht die Perversion auf das Körper-Ding-Verhältnis. In der Perversion ist das Objekt für das Subjekt präsent, also vollständig verfügbar und nicht entzogen. Damit ist auch die Gewalt des Verhältnisses unverhüllt sichtbar (die Abwehr des Anderen, Fremden, Unverfügbaren).
Die Perversion ist eine pathogene Rückaneignung der medialen Aufzeichnung, der simulativen Entblößung, die die Medien auszeichnet. Sie entspricht dem Geschwisterinzest. Die Perversion ist schamlose Bloßlegung, Präsentation im Unterschied zur Repräsentation der Neurose.
Notizen:
Anschlüsse
Die Vorstellung einer Entsprechung von Subjekt (Repräsentation) und Objekt als Wahrheit (»adaequatio rei et intellectus«) beherrschte die Philosophie von der Antike bis in die Neuzeit. Es ist das Phantasma der Disponibilität des Objekt, das auch der Kern der Perversionen ist.
Sciacchitano, Antonello: Unendliche Subversion, 145:
"Die Perversion ist die antike Art und Weise, mit dem Objekt umzugehen. Das endliche Subjekt passt das Objekt sich an, macht es also endlich. Das perverse Objekt heißt Fetisch. Das Subjekt passt sich ihm perfekt an. Das kognitive Kriterium der Wahrheit als Übereinstimmung des Verstandes mit der Sache ist im Wesentlichen pervers. Dazu zählt jede Codierung des sexuellen Verhältnisses, die es unter der Bedingung realisierbar macht, dass gewisse äußere Bedingungen eingehalten werden, die den Zweck haben, die Kastration der Mutter zu verneinen."
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Verweise
Die Medien stellen eine Verwirklichung der Indifferenz, des Absoluten dar. Sie entsprechen dem Geschwisterinzest. Der Geschwisterinzest ist die Einebnung der sexuellen Differenz, die Medien die Einebnung von Differenz überhaupt.
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