Pathognostische Philosophiekritik votiert für Differenz und Heterogenität gegen Indifferenz und Identität: Sie konfrontiert die Todesanmaßung der Selbstverfügung mit Sterblichkeitsanmahnung. Sie begreift Rationalität als Opferprozess, der sich in Identitätsformen verschließt.
"Ontologiekritisch-genealogisch setze ich der Kontinuitäts-/Homogeneitätsdeklaration das Gegenkonzept der Diskontinuität/Heterogeneität, die des Risses, des Selbst wie des Seins gleichermaßen, der absoluten Differenz je zwischen Gegenstand, Sprache, Schrift entgegen. Und von diesem Gegenkonzept aus, dessen Demonstration ich mich philosophisch verpflichtet habe, von dieser Sterblichkeitsreverenz wider die übliche Todesanmaßung her kann dargetan werden - so versuche ich wenigstens einige zentrale Kategorien meiner Ontologie-Genealogie zu benennen -, daß die Kontinuitäts-/Homogeneitätsthese den rationalitätsgenerativen Opfervorgang, hier in Schreiben und Lesen, die mitnichten also so harmlos sein können, wie sie sich selbst geben, verdeckt; daß sie Schuld eindeutig dem Geopferten als Opfervorwand zuschreibt und alle Schuld in den dinghaften Opferausfällungen, wie Sprache und Schrift, das Geopferte zum Scheine restituierend, absorbiert sein läßt; daß auf diesem Wege ohne Unterlaß passende Teile des großen anamnestisch eingedenkenden Gewaltkontinuums der Rationalität geschaffen werden, ein einziges Rasen."
Kunsttheorie; in: Omissa aesthetica, 210